Unsere Kirche

Die erste St. Thomas Kirche (1885 - 1943)

Der Billwerder Ausschlag, das spätere Rothenburgsort, gehörte kirchlich früher zu St. Nico­lai in Moorfleet.

Seit dem großen Brand 1842 wurde Rothenburgsort stärker besiedelt - 1880 hatte der neue Stadtteil mit 10.000 Einwohnern zehnmal so viel Einwohner wie das Dorf Moorfleet.

Zunächst wurde 1869 die St. Johanneskapelle am Röhrendamm gebaut.

Schließlich konnte der Neubau der St.Thomas Kirche am 8. März 1885 geweiht werden. Im selben Monat wurden

Die St. Thomas-Kirche galt damals als ein „Muster sehr billigen und doch in geschmackvoller rei­ner Gotik ausgeführten Kirchenbaues" (so P. Andresen in seiner Schrift zur 25-Jahrfeier). Die Kir­che hatte 1000 Plätze. Das große Altarbild hatte ohne jeden Bezug zum Namen der Kirche die Ge­ schichte von sinkenden Petrus (Matth. 14,28-33) zum Inhalt. Es war in dieser Zeit als Altarbild ge­radezu in Mode. Bei einer Renovierung kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde es entfernt und durch ein großes Kreuz hinter dem Altar ersetzt, wie es im Neubau nach dem Kriege wieder errichtet wurde.

Ein früherer Pastor berichtete, berichtet, dass die neue Kirche für lange Jahre einen so starken Gottesdienstbesuch hatte, dass es oft schwer war, allen einen Sitzplatz zu verschaffen. An Festtagen war sie regelmäßig überfüllt. Allerdings hatte der Stadtteil weit über 12.000 Einwohner und die Nachbarstadtteile waren noch ohne Kirche .

Die erste St. Thomaskirche erhielt eine bedeutende Orgel, die viel älter war als die Kirche. Die Hauptkirche St. Petri sollte auf Wunsch ihres Organisten eine neue Orgel erhalten. Die alte Orgel der Hauptkirche, 1848 von J. G. W. Wolfsteller errichtet, wurde im März 1885 in der St. Thomas­ Kirche aufgestellt und mit einem neuen Gehäuse versehen. Hier war sie nicht zu klein, wie in St. Petri, und bekam den Ruf einer schön klingenden, alten Orgel. Im Jahre 1929 wurde doch ein Or­gelneubau nötig, bei dem aber das Gehäuse und 34 Register der alten Orgel wieder Verwendung finden konnten.

Im Jahre 1893 gab es ein großes bauliches Problem: Der bis zur Spitze steinerne Turmhelm galt nach einem Gutachten als unsicher, und der Turmhelm musste mitsamt der Turmuhr abgebrochen werden. Erst 1897 konnte das Notdach durch einen neuen spitzen Turmhelm ersetzt werden, dies­ mal eine Holzkonstruktion, mit Schiefer gedeckt. In dieser Gestalt bestand die St. Thomaskirche bis zum 27. Juli 1943. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 wurden mit dem gesamten Stadtteil auch die St. Thomas-Kirche, die 3 Pastorate, das Gemeindehaus mit dem Kirchenbüro und dem Gemeindesaal, die Schwesternstation und andere Einrichtungen der Gemeinde zerstört. Die Turm­uhr von St. Thomas blieb in dieser Bombennacht um 12.30 Uhr stehen. Die Bevölkerung verließ überwiegend die Stadt. Etwa 10 Jahre ab 1945 lag, behördlicherseits angeordnet, Bausperre auf dem Stadtteil. Die Kirchenruine verfiel durch Witterungseinflüsse zusehends.

Die zweite St. Thomas Kirche (1955 - heute)

Nach der Zerstörung der ersten St. Thomaskirche und der gemeindlichen Einrichtungen ruhten das kirchliche Leben und die Gemeindearbeit in der Zeit vom Juli 1943 bis November 1945 fast voll­ ständig. Dann beschloss der Kirchenvorstand, bei den Wasserwerken eine Baracke zu mieten und sie für gottesdienstliche Zwecke herzurichten. Der erste Gottesdienst fand am 1. Advent 1945 statt.

Dieser Notzustand dauerte solange, bis der Konfirmandensaal Vierländer Damm 1- heute Nr. 3 - zum Gottesdienst hergerichtet und am 02. 11. 1952 geweiht wurde. Doch immer noch erinnerte die Kirchenruine daran, dass dieses nur ein Provisorium war. Vom alten Turm erhob sich ein Stumpf, vom Kirchenschiff ragten ein paar Mauerreste in die Luft in den Nächten hörte man das Gepolter fallender Steinbrocken. So gewann der Gedanke eines Neubaus allmählich Gestalt, unter folgen­ den Gesichtspunkten:

  1. Neu-St. Thomas sollte eine erkennbare Verbindung mit der früheren Kirche haben.

  2. Neu-St. Thomas sollte an der gleichen Stelle errichtet werden wie die frühere Kirche. Dabei sollten aus Kostengründen die alten Fundamente benutzt werden.

  3. Neu-St. Thomas sollte kleiner werden als die frühere Kirche, weil der Stadtteil Rothenburgsort niemals wieder so viele Einwohner bekommen würde wie vor der Zerstörung.

Im Neubau von St. Thomas sollte ein Bibelwort in Stein ausgedrückt werden, nämlich Matth. 18,20:

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Die Gegenwart Christi, soll das Herz und die Mitte des Raumes darstellen - in einem Rundbau, in dem die Gemeinde den Altar in ihre Mitte stellt und rund um ihn Platz nimmt. Der Altar rückte später an den Rand des Kreises.

Beherrschend für den Bau sollte die Gestaltung des Innenraumes sein; die äußere Form müsste sich dieser Konzeption unterordnen. Dabei setzte sich insbesondere in der Anordnung und Art der Fenster im Kirchenvorstand die Auffassung durch, dass der Gottesdienst aus dem Alltagsleben und seiner Unrast herausgenommen ist. Er bedarf der Ruhe. Im Gottesdienst soll der Mensch vor Gott still werden und sich konzentrieren können im Gebet. Ein dafür geeigneter Kirchraum muss also die Welt abschirmen, den Lärm draußen lassen und die Möglichkeit fördern, innere Sammlung zu gewinnen. Ein Raum mit dieser Absicht sollte nicht mehr Fenster haben als nötig. Da zudem vom Vierländer Damm her mit erheblichem Verkehrslärm zu rechnen war, wurden die Fenster klein gehalten und hoch gesetzt.

Um das Jahr 1952 bekamen die Pläne für den Wiederaufbau von St. Thomas feste Gestalt. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben; der Entwurf des Architekten Dr. Otto Kindt bekam den Zuschlag. Ihr Grundriss in Gestalt eines Oktognons, d. h. eines Achtecks, entsprach dem Grundriss der St. Gertrudenkapelle, die 1842 beim Großen Brand zerstört wurde.

Die Verbindung mit Alt-St. Thomas wurde hergestellt, indem der Bau durch eine Eingangshalle an den wiederaufgeführten Turmstumpf angehängt wurde. Neu-St. Thomas wurde etwas halb so groß (352 Sitzplätze) wie die frühere Kirche (700 Sitzplätze). Als Schmuck am Neubau fand sich nur ein großes Deckengemälde des Kunstmalers Reinhard Albrecht, die Trinität darstellend. Durch das rie­sige Kreuz sollte der Altar, als das Wort Gottes auf Erden, angebunden sein an die himmlische Tri­nität. Am 15. September 1955 war der Baubeginn, im Oktober 1955 die Grundsteinlegung, am 25. November 1956 Richtfest. Am 7. April 1957 wurde die neue St. Thomaskirche eingeweiht. Es folg­ten der Bau der Eingangshalle und die Rekonstruktion des verkürzten Turmes. Die neue Uhr ist ein Geschenk vom Senat der Hansestadt Hamburg, die Altarbibel des damaligen Bundespräsidenten Heuß. 1959 wurden die neuen Glocken aufgehängt. 1967 wurde die neue Orgel gebaut, 1984 der Altarraum neugestaltet.

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Die Orgel

Die Orgel wird am 17. Mai 1967 eingeweiht. Erbaut wurde sie von Alfred Führer. Sie verfügt über 19 Register, 2 Manuale und Pedal, 2 Zungenstimmen, Tremulant und Zimbelstern.

2016 wurde sie generalüberholt.

Die Glocken von St. Thomas

Die Redensart, dass man wissen sollte, ·,,was es geschlagen hat", kommt daher, dass die Glocken der Kirchen, bevor es Uhren in jedem Haushalt gab, die Zeit anzeigten. Das geschah auch schon, bevor es Turmuhren gab: Die Betglocke läutete zu jedem Tagzeitengebet, normalerweise zu Morgengebet, Mittagsgebet und Abendgebet, bei den Mönchen och etwas öfter, und natürlich zu jeder Messe. So wusste jeder, der die Glocken hörte, nicht nur, welche Zeit am Tage es ist, sondern konnte auch im Alltag in seiner Arbeit innehalten und sich mit seinem Vaterunser in die große Gemeinschaft der Betenden stellen. Erst sehr viel später kamen die Turmuhren auf und mit ihnen die Verwendung einiger Kirchenglocken zum Stundenschlag.

Die St. Thomas-Kirche hat seit 1959 fünf Glocken, für eine einfache Gemeindekirche ein großes Geläut. Nach altem Brauch haben die Glocken Namen, die mit den zu den Namen gehörenden Bi­belworten an der Außenseite jeder Glocke zu lesen sind:

  1. Jesus Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben+ Wer an mich glaubt+ der wird leben / ob er gleich stürbe + und wer da lebet und glaubet an mich / der wird nimmermehr sterben+ (Joh. 11, 25-16)

    LAZARUS                                                                                                               Ton: f

  2. Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben/ niemand kommt zum Vater denn durch mich+ (Joh. 14, 6)

    THOMAS                                                                                                                 Ton: as'

  3. Alle eure Sorge werfet auf ihn/ denn er sorgt für euch+ (1. Petr. 5, 7)

    PETRUS                                                                                                                   Ton: des"

  4. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens / ergreife das ewige Leben / dazu du auch berufen bist + (1. Tim. 6, 12)

    PAULUS                                                                                                                  Ton: es"

  5. Jesus Christus spricht: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht/ denn sol­ cher ist das Reich Gottes+ (Mark. 10,14)

    JOHANNES                                                                                                             Ton: f'

Als Besonderheit bilden die drei kleineren Glocken eine Gruppe; die beiden größeren haben zu ih­nen einen größeren Tonabstand - zwischen „Thomas" und „Petrus" ist ein Ton übersprungen, der sonst in einem Geläut einbezogen wäre.

Weil die größte Glocke vor allem' Sonntagsglocke ist, ist sie mit dem Wort Christi von der Aufer­stehung geschmückt, mit dem er die Auferweckung des Lazarus ankündigt - daher der Name der Glocke - und zugleich auf seinen österlichen Sieg hinweist.